Das Palais im Großen Garten: Ein Glanzpunkt der Dresdner Architektur

Palais im Großen Garten
Foto vom Palais im Großen Garten
© Jeannette Westphal

Das Palais im Großen Garten: Ein Barockjuwel mit bewegter Geschichte

Das Palais im Großen Garten, auch als Sommer- oder Gartenpalais bekannt, erhebt sich majestätisch inmitten der weitläufigen Grünanlage am Rande des Dresdner Stadtzentrums. Dieses barocke Lustschloss wurde ab 1679 erbaut und gilt als der erste bedeutende Profanbau in Sachsen, der nach dem Dreißigjährigen Krieg entstand. Es ist nicht nur eines der frühesten Barockbauwerke im deutschsprachigen Raum, sondern auch ein Schlüsselwerk des Dresdner Barocks, das als „Auftakt“ zu dieser künstlerischen Epoche betrachtet wird.

Lage und Architektur:

Das Palais ist strategisch im Großen Garten platziert, etwa zwei Kilometer südöstlich der Inneren Altstadt. Als Herzstück der etwa zwei Quadratkilometer großen Parkanlage bildet es den Schnittpunkt zweier rechtwinkliger Sichtachsen, der Haupt- und der Querallee. Mit nur wenigen kleineren Gebäuden im Umkreis von etwa 500 Metern hebt sich das Palais als dominante Struktur hervor. Der Palaisteich im Südosten und der Blumengarten an der Nordwestseite setzen die malerische Kulisse fort.

Das dreigeschossige Palais weist einen H-förmigen Grundriss auf, wobei auf der Nordost- und Südwestseite zwei vorgezogene Seitenflügel den Mitteltrakt flankieren. Die Fassadengestaltung zeigt eine faszinierende Mischung von klassischem Barock mit Einflüssen des französischen Schlossbaus des 17. Jahrhunderts. Die Dreiecksgiebel, Kolonnaden, Säulen und Pilaster in Kolossalordnung verleihen dem Bau eine majestätische Symmetrie. Die reiche Verwendung von Naturstein und der Verzicht auf farbigen Verputz zeugen von einer gewissen Strenge, die dem französischen Einfluss geschuldet ist. Diese Stilelemente, gepaart mit der charakteristischen Fassadengliederung, verleihen dem Palais eine einzigartige ästhetische Ausstrahlung.

Äußerer Glanz und Pracht:

Die äußeren Fassaden des Palais sind reich mit plastischem Schmuck verziert. Festons, Friese, Vasen, Pilaster, Kapitelle und Reliefs schmücken das Äußere, während Büsten von zwölf Cäsaren und vier Kaiserinnen zusätzlichen Prunk verleihen. Diese kunstvollen Details verleihen dem Palais nicht nur eine architektonische, sondern auch eine künstlerische Dimension. Die plastischen Elemente, darunter vier überlebensgroße Sandstein-Skulpturen zum Urteil des Paris, zeugen von der meisterhaften Handwerkskunst und dem ästhetischen Anspruch der Baumeister.

Inneres Glanzlicht:

Das Innere des Palais spiegelt die Pracht des Äußeren wider. Das Erdgeschoss wird von einem beeindruckenden Vestibül eingenommen, das eine Halle mit einem durch Säulen gestützten Kreuzgewölbe ist. Darüber erstreckt sich der prächtige Festsaal, der über zwei Etagen reicht. Die Seitenflügel beherbergen je drei kleinere Säle pro Stockwerk. Die ursprüngliche Innenausstattung ging im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs verloren, aber die Räume im Erdgeschoss wurden in den Jahren nach 1945 teilweise rekonstruiert. Der Festsaal, einst reich mit vergoldetem Stuck geschmückt, trägt die Spuren vergangener Pracht.

 

Palais im Großen Garten
Foto vom Palais mit Palaisteich im Großen Garten
© Jeannette Westphal

Geschichte und Nutzung:

Die Geschichte des Palais reicht zurück bis zur Planung im Jahr 1676. Der Bau begann 1679 und war nach fünf Jahren Bauzeit im Rohbau fertiggestellt. Die Fertigstellung des Innenausbaus erfolgte um 1690. Ursprünglich für sommerliche Vergnügungen des Hofes gedacht, erlebte das Palais unter August dem Starken als Schauplatz rauschender Hoffeste seine Blütezeit. Das Venusfest von 1719, anlässlich der Hochzeit von Kurprinz Friedrich August, bildete einen Höhepunkt dieser Feste. Zwischen 1730 und 1747 präsentierte das Palais die beeindruckende Antikensammlung des Kurfürsten, die den Grundstein für die Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden legte.

Die Bedeutung des Palais als Veranstaltungsort für Hofeste nahm in den 1720er Jahren ab, und es wurde nicht mehr denkmalgerecht umgebaut. In den darauffolgenden Jahrzehnten durchlief es verschiedene Phasen der Nutzung, von der Präsentation von Antiken bis zur Ausstellung sakraler Bildwerke. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts diente es dem Königlich Sächsischen Altertumsverein als Ausstellungsgebäude.

Der Zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren, als das Palais im Februar 1945 bei Luftangriffen schwer beschädigt und ausgebrannt wurde. Die Wiederaufbauarbeiten begannen bereits 1946 und erstreckten sich über mehrere Jahrzehnte. 1993 war das äußere Erscheinungsbild weitgehend wiederhergestellt, während die Innenräume seit 1990 nur teilweise erneuert wurden. In den 1990er Jahren erfolgten unter der Regie des Freistaats Sachsen umfassende Sanierungen am Äußeren des Gebäudes. Heute wird das Palais für verschiedene Veranstaltungen genutzt, darunter die Blumen- und Floristikausstellung Dresdner Frühling, die seit 2006 tausende Besucher anlockt. Der Förderverein Palais Großer Garten setzt sich dabei aktiv für den denkmalgerechten Wiederaufbau und die kulturelle Nutzung der Innenräume ein.

Das Palais im Großen Garten steht nicht nur als architektonisches Meisterwerk, sondern auch als Zeuge der wechselvollen Geschichte Dresdens und seiner kulturellen Blüte. Mit seinen kunstvollen Details und seiner beeindruckenden Architektur bleibt es ein Juwel, das Besucher in vergangene Epochen entführt und die reiche Kulturgeschichte Sachsens widerspiegelt.

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