Die Geschichte der Erlöserkirche – Ein verlorenes Juwel der Neogotik in Dresden

Die Erlöserkirche der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde böhmischer Exulanten zu Dresden war ein bedeutendes Bauwerk im Stadtteil Striesen. Sie wurde von Gotthilf Ludwig Möckel im Stil der Neogotik erbaut und stand an der Paul-Gerhardt-Straße/Wittenberger Straße. Leider wurde die Kirche während der Luftangriffe auf Dresden im Jahr 1945 zerstört und später auf Anweisung der DDR-Behörden abgetragen. Heute befindet sich an ihrer Stelle teilweise eine Grünfläche und teilweise Wohnhäuser.

Die Geschichte der Kirche reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück, als sich die böhmischen Exulanten in Striesen für den Bau einer eigenen Kirche einsetzten. Zuvor gehörten sie zur Kreuzkirche in Dresden, doch nach dem Abriss der Johanniskirche im Jahr 1861 hatten sie keine eigene Kirche mehr. Nach einem Wettbewerb erhielt Möckel den Auftrag zur Projektbearbeitung und entwarf eine dreischiffige Hallenkirche im frühgotischen Stil. Die Kirche hatte einen fast quadratischen Grundriss mit einem polygonalen Chor und Emporen in den Seitenschiffen. Der Turm war beeindruckende 60 Meter hoch und mit einer Vorhalle ausgestattet.

Obwohl die Erlöserkirche bescheiden ausgestattet war, konnte sie dennoch mit ihrem architektonischen Charme überzeugen. Die Fassade wurde mit Sandsteinfiguren verziert, die die vier Evangelisten darstellten, und das Innere zeigte Pfeiler und Kreuzgratgewölbe. Die Orgel stammte von der Orgelbaufirma Schubert in Freiberg und die Glocken wurden von der Glockengießerei J. G. Große gegossen.

Die Kirche wurde am 9. Oktober 1878 mit der Grundsteinlegung begonnen und konnte am 20. Juni 1880 geweiht werden. Sie wurde sowohl von der evangelischen Gemeinde als auch von den böhmischen Exulanten genutzt, bis sich beide Gemeinden später zur Erlöser-Kirchgemeinde vereinigten. Im Laufe der Zeit wurde der Innenraum mehrmals umgestaltet und erneuert.

Leider wurde die Kirche im Zweiten Weltkrieg zerstört, aber die Ruine wurde weiterhin für Gottesdienste genutzt. Trotz Protesten wurde sie schließlich im Winter 1961/62 abgetragen. Glücklicherweise konnten einige wertvolle Abendmahlsgeräte und Kunstwerke gerettet werden, darunter Silberkelche, ein Altarkruzifix und ein kupfernes Taufbecken.

Die Erlöser-Andreas-Gemeinde fusionierte schließlich mit anderen Kirchgemeinden zur Johanneskirchgemeinde Dresden-Johannstadt-Striesen im Jahr 2000, was auch das Ende der Böhmischen Exulantengemeinde bedeutete.

Die Geschichte der Erlöserkirche ist ein wichtiges Kapitel in der Geschichte Dresdens und zeigt die Bedeutung der böhmischen Exulanten für die Stadt. Obwohl die Kirche nicht mehr existiert, sind ihre Spuren in Form von geretteten Kunstwerken und Erinnerungen an vergangene Zeiten erhalten geblieben.

Quellen:
– Hansjörg Dehnert: Verlorene Kirchen – Dresdens zerstörte Gotteshäuser
– Holger Zürch: Verlorene Kirche in Dresden: Die Erlöserkirche
– Volker Helas: Kirchensprengungen in der SBZ und in der DDR
– Matthias Lerm: Abschied vom alten Dresden – Verluste historischer Bausubstanz nach 1945
– Karl-Heinz Barth: Erlöserkirche. Wittenberger Straße. 1878/1880 von Möckel

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